Es geht los! -meine erste Woche in Sambia

„One Zambia, One Nation“

~zambian motto

Dieser Schriftzug heißt einen in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, willkommen. Er befindet sich auf einem großen und bunt ausgeschmückten Schild, welches dir fast wie eine Art Tor den Weg in die Stadtmitte ermöglicht. Wenn du vom Flughafen in Lusaka startest, ist es demnach sehr wahrscheinlich, dass du unter diesem Schild hindurch fahren wirst, um in die umliegenden Dörfer zu gelangen. Es soll denjenigen, die es passieren, bewusst machen, dass sich ihnen hier eine Welt eröffnet, die viel Wert auf Zusammenhalt und ein funktionierendes Miteinander legt.

Ich bin zwar erst seit einer Woche hier und habe natürlich längst noch nicht alles von Sambia gesehen, aber das Maß an Gemeinschaft, welches ich in dieser Woche erleben durfte, bestätigt für mich das „Motto“ Sambias.

In den letzten Tagen sind so viele neue Eindrücke dazugekommen, dass es mir schwerfällt, alles in einem zusammenhängenden Text zu ordnen. Zum Wohle der guten Lesbarkeit habe ich also die Themen in Kategorien eingeteilt 🙂

Der Flug nach Sambia

Wäre das hier eine Google-Bewertung, würde ich dem Flug eingeschlossen Check-In am Düsseldorfer Flughafen und Umsteigen in Dubai eine 3 von 5 Sterne-Bewertung geben (+1 Stern, weil ich jetzt sagen kann, ich war mal in Dubai). Der ganze Prozess am Flughafen in Düsseldorf hat unglaublich lange gedauert. Bis ich dann mal im Flugzeug saß, waren ca. 5 Stunden vergangen. Hat man dann noch meine Vorfreude hinzugerechnet, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis das Flugzeug endlich abhob (Ich weiß, Geduld ist eine Tugend, die ich definitiv noch lernen darf;)). Das Warten hatte aber den Vorteil, dass ich genügend Zeit hatte, um mich von meiner Mutter, meiner Oma und meinem Bruder zu verabschieden, die mich zum Flughafen begleiteten.

Ich bin sehr froh, dass ich nicht alleine war, denn die sambischen Freiwilligen sind mit mir „zurück“ nach Sambia geflogen. Die beiden haben zu einem großen Teil dazu beigetragen, dass ich mich zumindest nicht so ganz verloren gefühlt habe.

Das Umsteigen in Dubai gestaltete sich problemlos, trotz einiger Minuten Verspätung des Abflugzeitpunktes. Ich war glücklich, dass ich auf dem Flug nach Lusaka ein wenig Schlaf bekam, denn meine Sitznachbarin im Flugzeug nach Dubai, ein kleines Mädchen (höchstens 7 Jahre alt), schaffte es mich in regelmäßigen Abständen im Schlaf genau dann zu treten, wenn auch ich gerade dabei war einzuschlafen. Dafür bekam ich aber diesen wunderschönen Sonnenuntergang mit.

Ankunft am Flughafen in Lusaka

Die drei Freiwilligen mit Sister Chrisencia ~1. Aug. 2022

Erste Eindrücke

Die Luft. Das Erste, was mit aufgefallen ist, als ich das Flughafengebäude in Lusaka verlassen habe, war, dass die Luft in Sambia anders ist. Man kann es schwer beschreiben, aber ich habe es so wahrgenommen, als sei die Luft klarer und irgendwie frischer als in Deutschland (kann aber auch daran gelegen haben, dass der Flughafen einfach stickig war). Aber auch jetzt nehme ich jedes Mal, wenn ich aus dem Haus gehe, einen tiefen Atemzug. Das Zweite, was mir an der Luft anders vorkam, war der Geruch. Überall, wo ich mich bis jetzt aufgehalten habe, hat die Luft eine ganz bestimmte Duftnote. Ich glaube, man muss es selbst gerochen haben, um zu wissen, was ich meine, aber ich finde, man riecht, dass man in Sambia ist. Ich frage mich, ob Deutschland für mich in einem Jahr auch besonders riechen wird 🙂

Die Straßen und der Verkehr. Hier ist Linksverkehr. Das hab ich gemerkt, als ich jemandem fast vor das Auto gelaufen bin. Es dauert ein bisschen, sich daran zu gewöhnen, aber inzwischen bin ich einfach aufmerksam genug, um Autos aus beiden Richtungen zu erwarten. Nur weil Linksverkehr ist, heißt es nämlich nicht, dass man in seiner Spur bleibt. Das ermöglicht einem meist die Straßenbeschaffenheit schon nicht, denn ein Ausweichen vor Schlaglöchern ist hier manchmal Notwendigkeit. Man muss dazu sagen, dass es in Sambia sowohl sehr gut ausgebaute Straßennetze gibt, wie zum Beispiel in Lusaka, aber auch nicht-asphaltierte Wege, die dann auch einmal etwas hubbeliger werden können.

Kleine Obst und Gemüsestände am Straßenrand. Als wir auf dem Weg nach Monze waren, wurde unser Fahrer mitten auf der Straße plötzlich langsamer. Sofort versammelten sich unzählige Menschen um das Auto und hielten ihre Waren an die Fenster. Ich habe zuerst gar nicht verstanden, was gerade passiert, bis Sister Chrisencia das Fenster runterkurbelte und anfing, mit den Verkäufern zu verhandeln. Die Menschen sprechen in dieser Region hauptsächlich Tonga, deshalb habe ich natürlich nichts verstehen können. Aber ein Wort kristallisierte sich ganz deutlich heraus: „Kwacha“ -die Währung. Für mich war die Menschenmenge um unser Auto herum zunächst etwas überfordernd, jetzt gehört es für mich dazu.

Messe. An der Messe habe ich das erste Mal hier in Kalomo teilgenommen. Kalomo ist das Dorf, in dem ich für die nächsten 10 Tage zur Vorbereitung auf das Leben in meiner Gastfamilie wohnen werde. Normalerweise gibt es Tage, an denen die Messe auf englisch stattfindet und Tage, an denen sie in Tonga gesprochen wird. In dieser Woche fand die Messe jedoch jeden Tag in Tonga statt, weshalb ich nur über die äußere Form und nicht den Inhalt schreiben kann. Im Prinzip kann man die Messe hier vom Ablauf her ganz gut mit der Messe in Deutschland vergleichen. Das Gefühl, welches die Messe übermittelt, ist jedoch ein ganz anderes. Und das obwohl ich die Sprache nicht verstehe. Der Priester spricht lebendiger und mit mehr Emotionalität in der Stimme, weshalb ich ihm auch ohne zu wissen, was er sagt, gerne zuhöre. Auch die Menschen, die die Messe besuchen übermitteln ein Gefühl von Gemeinschaft, welches ich aus deutschen Kirchen bis jetzt noch nicht kenne. Die Lieder der Messe werden hier nicht einfach so mitgesungen, denn jede Messe ist Fest, indem die Menschen zusammen feiern. Zu den Liedern wird also getanzt und geklatscht. Obwohl ich Gottesdienste aus Deutschland nicht zu meinen Lieblingsveranstaltungen zählen würde, bin ich von der Messe in Kalomo positiv überrascht. Die Kirche sehe ich hier als eine Chance, um mit Leuten in Kontakt zu treten.

Menschen und Begegnungen

Ein Foto mit dem Bischof von Monze

Als wir eine Nacht in Monze verbrachten, richtete sich Sister Chrisencia mit den Worten an uns „wir werden jetzt den Bischof treffen“. Was mir aber nicht bewusst war: Der Bischof ist so zu sagen High Society. Nicht jeder bekommt einfach so die Möglichkeit mit ihm zu sprechen, schon gar nicht ohne Termin. Was für eine Ehre ich hatte, dem Bischof vorgestellt zu werden, verriet mir eine der sambischen Freiwilligen dann im Anschluss. Das Problem war, dass das Gespräch zu diesem Zeitpunkt schon vorbei war. Ich habe mich dem Bischof so vorgestellt wie ich anderen auch begegne: „Hiiii, how are youu? My name is Johanna and I am the german volunteer“. Bis ich dann gemerkt habe, dass die anderen sehr viel verhaltener mit ihm redeten war es auch schon zu spät (ups?). Ich hoffe der Bischof hat es mir nicht übel genommen und hat meine Art nicht als respektlos empfunden. Ich weiß auf jeden Fall inzwischen sehr zu schätzen, was ich an diesem Tag erleben durfte.

Anschließend haben wir uns noch die Kathedrale angeschaut, welche gerade in Monze neu gebaut wird (siehe Foto) (siehe auch im Foto, dass ich super in die Einrichtung passte, da ich so weiß wie der Marmorboden bin :/ )

In Choma, dem Ort wo meine Gastfamilie wohnt, durfte ich dann auch den dortigen Priester kennenlernen. Er hat uns auf einen Tee eingeladen. Ein sehr netter Mann, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann.

Wie geht es jetzt weiter?

Im Moment bin ich eine Teilzeit- „Nonne“ hier in Kalomo. Ich wohne in einem Konvent mit zwei anderen Schwestern, darunter Sister Chrisencia, bei der ich mich sehr gut aufgehoben fühle. Sie bereitet mich nun 10 Tage lang auf das Leben in einer sambischen Gastfamilie vor, denn die sambischen und deutschen Familien unterscheiden sich in einigen Punkten.

Nächste Woche Montag wird mir meine Tonga-Lehrerin ein bisschen die Sprache beibringen. Damit ich auf Fragen wie „Wie geht es dir?“ nicht mehr mit „Mein Name ist Johanna“ antworten muss. Ein Wort kann ich aber schon: „Twalumba“ = Dankeschön.

Am Donnerstag fahren wir voraussichtlich nach Livingstone um die Victoriafälle zu besuchen. Darauf freue ich mich auch schon mega…

Und wenn alles nach Plan läuft, dann komme ich übernächste Woche Montag, also am 15. zu meiner Gastfamilie.