9 Monate sind es schon- Wie die Zeit verfliegt. Aber kein Wunder mit all den neuen Eindrücken und Erfahrungen, die man in einem fremden Land und einer anderen Kultur erlebt. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich und langweilig ist es fast nie (besonders weil jetzt endlich auch eine neue Filiale der führenden Fastfoodkette „Hungry lion“ hier in Choma eröffnet wurde ;)). Es ist interessant, wie sich ein Dorf in Sambia innerhalb eines Jahres entwickelt. Als ich im August letzten Jahres nach Choma gekommen bin, war ich eine der einzigen Ausländer im Dorf. Mittlerweile, neun Monate später, findet man viele unterschiedliche Nationalitäten. Sowohl Europäer, als auch Menschen aus asiatischen Ländern haben sich hier niedergelassen und betreiben nun ihre shops. Durch die Eröffnung von Hungry lion wird Choma aber auch für viele Touristen oder Durchreisende attraktiv. Besonders lustig ist es, wenn man andere deutsche Freiwillige aus anderen Provinzen Sambias per Zufall in Choma trifft. Meine Prognose: Choma wird langsam aber sicher zum Sammelpunkt und wird in ein paar Jahren sicherlich an Beliebtheit und Tourismus zunehmen.
Bis jetzt hatte ich aber nicht nur die Möglichkeit Sambia kennenzulernen, sondern auch Malawi. Im Februar ging es für mich auf das Zwischenseminar nach Blantyre. Am 2. Februar startete mein Abenteuer „Malawi“ vom Lusaka-airport mit einem Propellerflugzeug. Nach insgesamt 4 Stunden Flug konnte man eine deutliche Landschaftsänderung feststellen. Während Sambias Landschaft eher flach und (zu dieser Zeit) sandig war, gibt es in Malawi einen Berg nach dem anderen mit Wäldern, die sich über viele Kilometer erstrecken. In Sambia sind die Orte außerdem weiter voneinander entfernt. Hier fährt man zum Beispiel eine halbe Stunde durch Buschlandschaft bis man den nächsten Ort erreicht, in Malawi kann man von einem Ort in den nächsten fahren. Die Währung Malawis ist jedoch deutlich schwächer als Zambias. 5 Euro, oder 99 sambische Kwacha entsprechen 5000 malawischen Kwacha.
Das Zwischenseminar selbst war eine unglaublich schöne Zeit für mich. Es kamen deutsche Freiwillige aus Sambia, Ruanda und Malawi zusammen um ihre Erfahrungen miteinander zu teilen. Und siehe da, man war nicht alleine mit dem was man erlebt hat. Viele Erfahrungen, schöne wie auch nicht so angenehme, konnten geteilt werden, egal in welchen Land wir tätig waren. Besonders als Freiwillige, die alleine nach Afrika gereist ist, war es unglaublich gut-tuend sich verstanden zu fühlen. Gemeinsam haben wir außerdem Lösungen auf Problemfragen gefunden, wie zum Beispiel: „Welche Rolle habe ich als Freiwillige?“, „Wo überschreite ich meine Grenzen, bzw. wo werden meine Grenzen überschritten?“, oder „Wie gehe ich mit dem Rollenbild einer weißen Person in Afrika um?“. Das Seminar hat mir nicht nur die Kraft und Motivation gegeben mein Auslandsjahr im best möglichen Sinne weiterzuführen, sondern auch Freiraum für Ideen von eventuellen Projekten geschafft. Beispielsweise versuche ich im Moment eine interkulturelle Partnerschaft zwischen der Choma Catholic School und einer deutschen Schule herzustellen. Dafür habe ich ein Videoprojekt in auf die Beine gestellt, in dem wir Schüler und Lehrer interviewen und die Choma Catholic School vorstellen.
Nach dem Seminar in Malawi bin ich mit anderen Freiwilligen eine Woche durch das Land gereist. Angefangen haben wir im Liwonde Nationalpark. Dort haben wir zwei Tage lang gezeltet und sowohl eine Safari mit Jeeps, als auch mit Booten gemacht. Zum ersten Mal habe ich Löwen und Nilpferde in freier Wildbahn gesehen (und erst recht nicht so nah). Nachts sind die Tiere durch unser Camp gelaufen. Wir konnten Nilpferde, Warzenschweine und sogar Löwen hören. Ein echtes Abenteuer (Und ich bin froh dass ich kein Löwenfutter geworden bin). Nach dem Nationalpark war unsere nächste Station der Malawisee. Da wir für unsere Lodge einige Höhenmeter zurücklegen mussten, sind wir die letzten 8 Kilometer mit Motos (kleinen Motorrädern) den Berg hochgefahren. Das Gefühl war unbeschreiblich. Unsere Reise endete in Lilongwe und von dort aus ging es für mich mit dem Propellerflugzeug zurück nach Lusaka (Sambia).
Ein paar Wochen später habe ich dann durch die Nachrichten erfahren, dass Malawi und besonders Blantyre von einer schweren Flut erfasst wurde. Unglaublich viele Menschen sind gestorben, wurden schwer verletzt oder haben alles was sie besaßen in der Flut verloren. Menschen an der Grenze Sambias zu Malawi unterstützen die Flutopfer im Moment mit Nahrung und trockener Kleidung. „Pray for Malawi“ war der Satz, der für mehrere Wochen in Nachrichten und Zeitungen verbreitet wurde. Die Regierung arbeitet zur Zeit daran derart starke Fluten in Zukunft vorzubeugen.